Erwartungen

Als kleiner Junge habe ich mir an Weihnachten immer tolle Sachen gewünscht. Meine Wunschliste war oft nicht sehr lang, aber hatte für mich persönlich in dem Moment großen Wert.

Ich erwartete von diesen materiellen Gütern, dass sie mich gut fühlen ließen und dass sie mein Leben garantiert besser machen.

So naiv, wie dieser Gedanke wohl war, ist diese ungebändigte Freude über die Jahre immer schneller abgefallen und irgendwann darin gemündet, dass ich schon beim Auspacken meine Erwartungen um weiten untertroffen habe.

Aber woher kommt das eigentlich?

Etwas zu erwarten ist die menschliche Fähigkeit eine Prognose anzustellen, wie ein mögliches zukünftiges Szenario ablaufen wird. An sich ist das auch nicht, aber ich denke, dass wir diese, eigentlich nützliche, Eigenschaft gut und gerne mal unpassend und gar zu unserem Nachteil nutzen.

Es gibt Situationen in denen es angebracht ist bestimmte Dinge zu erwarten.

Zum Beispiel ist solch eine Erwartung wichtig, um qualitatives Experiment durchzuführen oder allgemeine Prognosen im wirtschaftlichen Bezug zu tätigen.

Wir erwarten jedoch viel zu viel von unserem eigenen Leben, denn das Leben ist unberechenbar und hat oft genug keine logischen Abläufe.

Vor allem im Bezug auf zwischenmenschliche Kommunikation und Beziehungen ist es besonders merklich, dass Erwartungen eher zu Enttäuschung führen und nicht zu der Realisierung der Erwartungen.

Der Unterschied zwischen den Erwartungen bei einem wissenschaftlichen Experiment und Erwartungen im Bezug auf eine menschliche Interaktion, ist, dass wir einfach verdammt komplexe Wesen sind und die Datenlage nur leichte Spekulationen ermöglichen, nicht aber sichere Erwartungen.

Aus meiner Erfahrung heraus lohnt es sich ohne Erwartungen im Leben zu stehen. Nicht zu erwarten, dass einem irgendwas geschenkt wird und auch nicht zu erwarten, dass einem sofort alles weggenommen wird.

Hierbei sehe ich eine Korrelation mit der Momentidee, die ich in einem früheren Essay dieser Serie aufgeführt habe.

Denn in gewisser Weise sind Erwartungen eine aktive Vorbildung von Geschehnissen, die wir zumeist eh nicht kontrollieren können. Wieso also auf die Zukunft konzentrieren und uns ausmalen wie es dort sein wird.

Das einzige was wirklich existent ist, ist der jetzige Moment, weswegen eine Vordeutung des Geschehens oftmals nicht nötig ist und unnötig tiefe Erwartungen an etwas den zukünftigen Moment in seiner Qualität schwächen können.

Sagen wir mal ich habe Geburtstag. Alles ist soweit gut und viele Menschen haben mir gratuliert. Es ist ein schöner sonniger Sommertag und bisher konnte ich es richtig genießen. Eine Sache stört mich jedoch, denn ich habe eigentlich erwartet, dass mir meine beste Freundin gratuliert. Ich warte und warte den ganzen Abend und nichts tut sich, die Laune geht dadurch immer weiter runter.

In diesem Fall waren es die Erwartungen, die in gewisser Weise meinen Tag negativ beeinflusst haben, obwohl eigentlich alles andere gepasst hat.

Vielleicht ist es zu absolut, dass man überhaupt keine Erwartungen haben sollte. Wenn ich so darüber nachdenke, ist es vielleicht sogar ganz gut zu erwarten.

Was ich dennoch essentiell finde, ist, dass wir nicht erwarten sollten, dass unsere Erwartungen Realität werden, also damit sich selbst abzufinden was man hat.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

Currently there are no comments, so be the first!