Gefälschte Erscheinungen

Immer mal wieder treffe ich auf Menschen, die mir auf den ersten Blick ziemlich krass erscheinen. Sie scheinen ihren Kram gefunden zu haben und komplett sicher mit sich selbst zu sein. Es läuft wohl richtig gut und wenn jemand sie aus der Bahn bringt, dann nur sie selbst.

Jedoch merke ich oft, dass das Bild trügt. Nur selten haben sich dann diese Annahmen wirklich bestätigt und all zu oft hat die Person sich nur versucht in dem bestmöglichen Licht darzustellen, da sie dachte, dass andere sie dann mehr leiden können.

Okay, klar, nicht mit jedem redet man über die eigenen Probleme und es ist natürlich Leerstellen zu lassen, die die andere Person einfach nichts angehen.

Jedoch ist es problematisch, wenn man alles soweit überspitzt, dass man dadurch zu einem späteren Zeitpunkt die eigene Authentizität untergräbt, da man das alles einfach nicht richtig stützt.

Und auch ich habe das immer wieder gemacht, einfach weil ich das so gelernt habe von anderen Menschen, die mir auch so absolut erfolgreich damit schienen.

Bis ich dann gegen die Wand gerannt bin und merkte, dass es eigentlich kompletter bullshit ist, dass ich mir und den Menschen, die ich da gerade kennenlerne etwas erzähle, was so nur total lasch stattgefunden hat.

Es ist wichtig mehr zu machen, als zu reden, wobei das sehr schwierig sein kann, besonders, wenn man ein sehr mitteilungsfreudiger Mensch ist, der gerne die eigenen Gedanken los wird.

Diese gefälschten Erscheinungen treffe ich beispielsweise immer wieder in der Startupszene an. Anfangs hat es mich aufgeregt, mittlerweile finde ich es einfach nur schade, dass so viel auf Lügen und Unehrlichkeit aufgebaut ist. Irgendwann merkt man dann, dass die Menschen, die du da kennengelernt hast vielleicht doch gar nicht so kompetent sind, wie du dachtest oder vielleicht nur komplett ihre eigenen Interessen verwirklichen wollten und dabei halt alle möglichen Dinge aus heiterem Himmel gezogen haben.

Darüber sollte man sich nicht aufregen, aber bewusst und aufmerksam machen, dass nicht alles was einem erzählt wird für voll genommen werden kann. Nur die wirkliche Aktion und Tätigkeit lässt sich wirklich nehmen und eine Wertigkeit zurechnen. Worte scheinen wenig wert zu sein, wenn sie nicht umgewandelt werden in die Praxis oder dazu beitragen, dass man etwas in die Tat setzt.

Starten sollten wir aber sicher damit uns selber zu betrachten und mal zu schauen, wo wir denn vielleicht unnötigerweise überspitzen, uns selber belügen, anderen etwas vormachen oder einfach etwas erfinden.

Das Erschreckende ist, dass so viele Menschen nicht sie selbst sein wollen und deswegen alles dafür tun, dass sie ein gewisses Bild von sich selber erfüllen. Dieses Streben zu diesem anderen Ich führt dazu, dass die Leute nicht zufrieden mit sich selber sein können, auf Grund dieses ewigen zwanghaften Änderungswillen, der daher kommt, dass sie nicht zufrieden mit sich selbst sind.

Auf keinen Fall möchte ich das hier mit einem wachstumsorientierten Denken verwechseln. Änderungen sind gut und bekannterweise fließt alles immer weiter in dieser Welt. Es gibt nichts was nicht im Wandel ist. Aber dabei ist der Unterschied, ob man mit dem was man ist bereits zufrieden ist oder ob man sich selbst nicht leiden kann von voller Bedeutung.

Social Media scheint einen starken Teil zu dieser Fälschung der eigenen Historie und der Annahme, dass man keine Fehler macht, beizutragen. Wer zeigt dort schon wie schwer es ist wirklich durchzuziehen und richtig Sportzutreiben, wer zeigt da bitte was es für enorme Schwierigkeiten mit sich bringt ein richtiges Unternehmen aufzubauen. Richtig, niemand, da es in unserer Gesellschaft verpönt ist die eigenen Rückschläge und die Niederlagen zu zeigen. Wir sind erfolgsorientiert, aber auch abgeneigt und verängstigt gegenüber dem eigentlich wichtigsten Lehrer, dem Scheitern.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

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