Kalte Duschen am Morgen

Es ist 4:35 Uhr, ich stehe in meinem Badezimmer und draußen setzt langsam die morgendliche Dämmerung ein.

Noch bin ich nicht richtig wach und meine Augen wollen andauernd zufallen.

Also hieve ich mich in die Dusche.

Ganz am Rand stehe ich da, denke gar nicht darüber nach was ich mache.

Nächster Schritt? Wasser an, Temperatur runterstellen.

Vor mir treffen eiskalte Wasserstrahlen auf den dunklen Boden der Dusche.

Ich höre es plätschern und langsam kühlt die Luft in der Dusche herunter.

In dem Moment wird mir klar, dass ich da gleich drunter gehen werde.

Alles sträubt sich, eigentlich möchte ich doch in mein warmes und gemütliches Bett zurück, in dem ich mich einfach noch einmal umdrehen kann und niemand mir sagt, was ich zu tun habe.

Aber nein, heute wird das wohl nichts mehr. Das Wasser läuft bereits und ich habe es ja bereits bis zur Dusche geschafft.

Während ich so nachdenke wie entspannt es doch wäre wieder ins Bett zu hüpfen läuft das Wasser bereits seit einer halben Minute.

Nun frage ich mich warum ich denn so lange zögere. Eigentlich schaffe ich es doch auch einfach den Schritt zu machen.

Und dieser Schritt ist ja wirklich winzig.

Ein kurzes "Fuck it" durchraunt meinen Kopf und ich gehe drunter.

Die ersten Sekunden sind schrecklich.

Alles zieht sich in mir zusammen, mein Körper steht unter kompletter Anspannung, meine Augen weiten sich und ich merke, wie mein Herz anfängt zu rasen.

Während ich da also so stehe beobachte ich was für Prozesse in meinem Körper vorgehen, während das alles passiert.

Ca. eine weitere halbe Minute später hat sich mein Körper an den Schock gewöhnt und die Temperatur wird gefühlt wieder wärmer, da sich mein Körper anpasst.

Du fragst dich jetzt sicherlich, warum ich diese Tortur jeden morgen durchgehe.

Solch eine kalte Dusche hat immense Vorteile für den Körper, sowie auch für den Geist.

Fangen wir also mit den körperlichen Aspekten an, die an sich schon schwerwiegend genug sind, um diesen kalten Guss am Morgen in den Alltag zu integrieren.

Dein Körper ist wach

Sobald das kalte Wasser deinen Körper berührt gerät dieser in eine Schocksituation. Immerhin bist du gerade nicht an diese Temperatur gewöhnt und musst sich genau deshalb schnell anpassen. Glücklicherweise hast du das nicht zu verantworten und passiert völlig automatisch. Damit du im kalten Wasser überlebst und keine Unterkühlung bekommst wird dein Kreislauf angekurbelt. Dein Puls erhöht sich und generell werden wichtige Systeme aktiviert, die dafür sorgen, dass dein Körper sich aus der scheinbaren Gefahrensituation bewegen kann.

Es stärkt dein Immunsystem

Durch das plötzliche eintreten dieser Situation reagiert der Körper schnell und lässt die Blutgefäße kontrahieren, um nicht zu viel Blut der Kälte auszuliefern. Durch diesen Wechsel zwischen der ausgedehnten und zusammengezogenen Gefäßmuskulatur, welche eine große Rolle im Immunsystem spielen, werden auch genau diese gestärkt.

Resistenz gegenüber äußeren Reizen

Durch das bewusste und intentionelle aussetzen von starken körperlichen Reizen ist es für den Körper, auf Grund der Anpassung, leichter plötzliche und unvorhersehbare Eindrücke zu verarbeiten. Das führt im Grunde zu einer deutlich besseren Resistenz und ruhigeren Reaktionen auf Extremsituationen.

Bei mir konnte ich beobachten, dass bei körperlicher Schwerstbelastung mein ganzes System dennoch deutlich ruhiger geworden ist und ich dennoch mit höchster Konzentration weiterarbeiten kann.

Dieser Aspekt ist aber auch sehr mental zutreffend.

Besonders die Resistenz gegenüber Stress hat sich für mich deutlich verbessert, damit, dass ich mich bewusst und gewollt ähnlichen Eindrücken ausgesetzt habe. Wenn ich also nun in eine extreme Stresssituation komme reagiert meine Psyche nicht panisch und gehe über in eine unkontrollierte Fluchtreaktion, sondern in mir herrscht eine deutliche Ruhe, die gar eine gewisse Distanz zur körperlichen Stresssituation aufbaut.

Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, ist eine Eigenschaft, die man sich antrainieren sollte bevor man sie brauch, denn wenn es dann einmal dazu kommt, dass man in eine missliche Lage abgleitet, muss man auch wissen, wie man mental damit umgehen kann.

Kalte Duschen sind, auch wenn es eine noch so banale Aktivität ist, ein guter Startpunkt.

Zögern

Der Kernaspekt für den ich mich jetzt schon lange dazu bringe tagtäglich unter die kalte Dusche zu hüpfen, ist, dass es das eigene Zögern auch vielen Ebenen lindert.

Wir zögern überall im Leben. Seien es wichtige Entscheidungen, unwichtige Entscheidungen, einfache Reaktionen oder Dinge, die wir die ganze Zeit schon machen wollen.

Es kann auch einfach sein, dass wir jemand neues kennenlernen wollen.

Jedoch zögern wir meistens.

Aber was ist das eigentlich?

Dieses Zögern ist unserer innerer Schweinehund, der uns ebenso davon abhält, dass wir heute Sport machen und einfach mal diesen Blogpost schreiben, den wir schon immer schreiben wollten.

Eine kalte Dusche am Tag kann dazu helfen, dass wir das Zögern verringern, indem wir uns damit antrainieren möglichst wenig darüber nachzudenken, dass wir ja auch etwas anderes machen könnten.

Und wirklich, für mich hat es enorme Besserungen im sozialen Bereiche gezeigt. Nachdem ich letztes Jahr im Februar damit begonnen hatte, besserte sich auch meine soziale Angst und das Zögern neue Menschen kennenzulernen. Insgesamt hat es also einen bedeutsamen Beitrag dazu geleistet, dass ich nun an dem Punkt und auf dem Weg bin, auf dem ich sein möchte.

Aus der Komfortzone gerettet

Wenn wir den Tag schon in der Komfortzone verbringen, dann werden wir eine schwierige Zeit am Tag haben, um uns da irgendwie wieder herauszubekommen.

Also lohnt es sich bereits am Morgen das Tabu zu brechen und direkt aus der Bequemlichkeit zu brechen.

Genau dieses Verhalten führt dazu, dass wir unsere Stimmung und Laune für den Tag setzen.

Also kommen wir gleich zum nächsten und letzten Punkt.

Kalte Duschen lassen uns gut fühlen

Dein ganzes System ist aufs Überleben getrimmt.

Dementsprechend belohnt uns unser Gehirn, wenn wir es geschafft haben aus einer Gefahrensituation zu fliehen.

Heutzutage ist die Begegnung mit kaltem Wasser absolut nicht mehr eine Gefahr für uns. Früher war es durchaus lebenswichtig kaltem Wasser rechtzeitig zu entfliehen und möglichst nicht an einer Unterkühlung zu sterben.

Dennoch ist die Belohnung unserer Vorfahren immer noch in uns.

Genau aus diesem Grund stößt unser Gehirn Glückshormone aus, nachdem wir in eine derartige Überlebenssituation geraten sind.

Probiere es mal aus, danach fühlst du dich sicherlich Motiviert, erfrischt und einfach gut.

Nun gut, ich denke die Gründe dürften erst einmal reichen, um dir aufzuzeigen was für Potenzial eine simple kalte Dusche haben kann und wie viel 5 Minuten deines morgens bereits mit deinem Tag machen können.

Sehr wichtig ist, dass du nicht mit einer warmen Dusche anfängst und die Temperatur langsam herunterregelst. Das habe ich oft genug gemacht, wenn ich einfach zu bequem war. Jedoch geht es hier vor allem um diese Schocksituation, die du damit umgehst, welche aber essentiell ist, um die Vorteile gut mitnehmen zu können.

Am Abend oder einfach wenn du dich mal ganz normal duschen möchtest kannst du gerne kalt-warm duschen, was ein exzellentes Training für die Blutgefäße darstellt.

Morgens bitte ich dich aber darum einfach mal die Temperatur dauerhaft ganz unten zu halten und somit ein gutes und bewegendes Training zu haben in nur 5 Minuten deines Tages.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

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