Warum ich so viel bullshit schreibe

Ich setze mich morgens hin, bin gerade erst aufgestanden und mein Wecker hallt mir immer noch in den Ohren. Aus Routine klappe ich meinen Laptop auf und öffne mein Schreibprogramm. Ich denke nichts und fange einfach an zu tippen. Eine halbe Stunde lang tippe ich jeden Gedanken den ich habe und denke nicht tiefer darüber nach. Einfach machen und schreiben.

Nachdem ich alle meine frühmorgendlichen Gedanken aus dem Fenster geworfen habe, komme ich zur Nächsten Schreibaufgabe. Dieser Blog muss gefüllt werden. Ich überlege mir also kurz ein Thema über das ich schreiben könnte. Zwar habe ich eine riesige Sammlung an möglichen Titeln, aber dennoch ziehe ich zumeist kurz vorher etwas Neues aus der Luft.

Also fange ich wieder an zu schreiben. Diesmal versuche ich darauf zu achten, dass es lesbarer ist und verständlich für meine Leser. 20 Minuten Zeit hier etwas Gescheites hinzuklatschen, damit ich meine Routine irgendwie durchgesetzt habe.

Ein sehr großer Teil der Texte sind meines Erachtens nach ziemlicher Bullshit. Es sind irgendwelche zusammengekratzten Gedanken, die ich versuche am Morgen, meistens unter großer Müdigkeit, aus meinen Händen zu schütteln. Dabei bin ich oftmals echt nicht zufrieden damit. Aber ich habe mich dazu entschlossen jeden Beitrag zu veröffentlichen.

Letztens habe ich mit einer Freundin über einen meiner Beiträge geredet. Sie hat mir extrem gut passende und treffende konstruktive Kritik geboten, was ich immer wieder sehr schätze. Der Beitrag, um den es ging, hat aber dennoch seinen Sinn und Zweck erfüllt. Er hat andere Menschen zum Nachdenken angestoßen, auch wenn er einige unklare Formulierungen beinhielt und ich nicht klar aufgezeigt habe, was ich damit meinte.

Und darum geht es mir hier eigentlich. Es geht mir nicht konkret darum wirklich fundierte und lang ausgeführte Beiträge zu verfassen. Das geschieht zwar auch manchmal, ist aber doch relativ selten anzufinden. Mir geht es eher darum meine Perspektiven, Ansichten, Auffassungen und Wahrnehmungen über manchmal sogar ziemlich triviale Thematiken zu äußern. Bei jedem Menschen geschehen Dinge im Leben, die man meistens übersieht und mein Ziel war es diese Dinge besser hevorzuheben und aus einer Metaperspektive diese Thematiken, die doch so alltäglich erscheinen, zu beleuchten.

Zwar sind die Inhalte meistens Bullshit, aber sie wirken. Sie bringen Denkanstöße, der Kernsinn dieses täglichen Schreibens ist also erfüllt.

Eine Zeit lang war ich sehr auf die Leserzahlen fokussiert. Ich merkte aber, dass mir das nicht gut tat. Ich wollte die ganze Zeit Wachstum sehen und unbedingt mehr Leser haben. Wirklich gut für mein Schreiben war es nicht. So habe ich versucht besser die Titel zu formulieren und weiteres zu machen. Nach ein paar Tagen habe ich dann rekapituliert und für mich und diesen sehr unkonkreten Blog eingesehen, dass es besser ist, wenn ich mich nicht damit beschäftige. Soll ja kein großer Blog sein, der hier so richtig krass formulierte Beiträge bringt.

Natürlich mache ich Abstriche damit, dass ich jeden Morgen schreibe, anstatt mich ein bis zweimal die Woche richtig hinzusetzen und längere Beiträge zu schreiben. Aber die Gewohnheit jeden Tag zu schreiben tut mir irgendwie ziemlich gut. Vielleicht kommt ja irgendwann mal ein Blog von mir, der konkret Essays führt. Diesen Bullshitblog werde ich aber weiterhin behalten und jeden Tag schreiben. Es ist ein Ventil für diesen jungen Menschen, der keine Ahnung vom Leben hat und irgendwie diese ganzen Lebenslektionen, die er über die letzten Monate und Jahre angesammelt hat, loswerden möchte.

Vielleicht kann ich das hier sogar zu meinen Hinterlassenschaften zählen. Immerhin können so meine Nachfahren aber auch bereits meine Mitmenschen ziemlich gut nachvollziehen was mich teilweise beschäftigt. Natürlich nur oberflächlich, jedoch sieht man dann doch irgendwo wie ein Mensch tickt. Ach ja, falls sich irgendwann mal jemand komplett alle meine Blogbeiträge bis zum heutigen Beitrag durchlesen möchte, dann müsste die Person an die 70 tausend Wörter lesen.

Eigentlich eine verdammt große Zahl und es erstaunt mich immer wieder zu sehen, dass ich es wirklich geschafft habe bisher dranzubleiben und fast jeden Tag zu schreiben. Natürlich ging es mir vereinzelt an bestimmten Tagen nicht wirklich gut und ich habe da dementsprechend nicht schreiben können, aber hey, ich bin fast bei 150 Beiträgen.

Fast 150 Mal habe ich dann einfach aufgeschrieben, was mich so beschäftigt und diesen verdammt unangenehmen Moment durchlebt auf "veröffentlichen" zu klicken. Es ist immer wieder Überwindung nötig. Immerhin möchte ich doch nicht, dass andere komisch von mir denken. Dieser Gedankengang ist aber absolut irrsinnig, weswegen ich dennoch einfach veröffentliche, ohne dass ich viel darüber nachdenke.

Und eigentlich war ich bisher ziemlich perfektionistisch. Das scheint sich glücklicherweise etwas gebessert zu haben mit diesem Blog. Ich denke weniger darüber nach, ob das vielleicht doch schlecht bei anderen ankommt. Dann ist das halt so und damit muss ich leben. Was solls, es ist nur ein Blogbeitrag, wieso also nicht hochladen und einfach mal schauen, was passiert.

Ich bin gespannt, was da noch auf mich zukommt und echt erstaunt wie viel mir das Schreiben als Nichtschreiber doch gegeben hat.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

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