Ich habe 90 Tage lang jeden morgen geschrieben

Wie fast jeden morgen, in den letzten Monaten, bin ich, wie heute, früh aufgestanden, habe mich kalt geduscht, habe danach eine halbe Stunde geschrieben und meine Morgenroutine weiter befolgt.

Dieses Schreiben in der zweiten halben Stunde meines Tages mache ich nun bereits 90 Tage.

Das ist mir heute früh komplett zufällig aufgefallen, als ich das Gefühl bekam, dass das bereits sehr viele Einträge sind.

Schreiben nur für mich selbst und egal in welcher Lage ich mich befand, hat mir in den letzten 3 Monaten unfassbar viel Wert gebracht und ich bin unfassbar glücklich darüber diese Gewohnheit adaptiert zu haben, da dies eine Gewohnheit ist, welche einen sehr einschneidenden Charakter haben kann.

Aber ich fang mal von vorne an, angefangen habe ich mit dem Schreiben Anfang Februar. Ich habe bis dato bereits jeden Abend handschriftlich in mein Journal geschrieben und so versucht wenigstens ein wenig meinen Tag festzuhalten und vielleicht somit ein Sammelsurium an interessanten Gedanken, Erlebnissen und Ideen zu erzeugen.

Dieses abendliche Schreiben hat mir viel gegeben und ist mein Begleiter für bisher ca. ein Jahr in dem ich extrem viel erlebt habe und mich durch extreme Tiefs und Hoch bewegt habe. In diesem Jahr haben sich einige meiner Ideen und meine Vision konkretisiert und ich habe mich immer mehr in eine Richtung bewegt, die meinen Werten und Anstrebungen komplementiert.

Abendliches Schreiben hatte jedoch mehrere Nachteile für mich, besser gesagt, es war einfach nicht genug. Denn ich habe zumeist nur ein paar Sätze auf das Papier geklatscht und diese Gedanken waren nicht zum Formen und klaren Formulieren gedacht. Und auch immer noch ist für mich dieses Abendjournal nicht viel mehr als ein Gedankenablass, damit ich in Ruhe einschlafen kann und diese Gedanken einfach gesichert habe.

Relativ unspektakulär hatte ich mich also Anfang Februar 2020 dazu entschieden täglich mir 30 Minuten meiner Zeit zu nehmen und in dieser Zeit einfach zu schreiben, bis sie vorbei ist.

Ich würde lügen, wenn mir die Erfahrung mit dem Abendjournal nichts gebracht hat. Nur durch diese Routine konnte ich so einfach eine zweite Schreibzeit an meinem Tag unterbringen.

Andere Versuche das früher zu implementieren sind immer wieder gescheitert, woraus ich sehr viel gelernt hatte.

Nun, ich hatte klein angefangen mit mindestens einem Satz pro Tag in mein kleines schwarzes unlesbares Heft und habe mich mit dem Bewegen auf die digitale Ebene und des Einräumens von einem expliziten Zeitraum, geschafft auf oft über 900 Wörter zu stoßen.

Immer wieder bin ich auch bei dieser Gewohnheit auf Schwierigkeiten gestoßen. Manchmal ist es doch sehr schwer Gedanken zu finden, die man überhaupt formulieren kann.

Daher entwickeln sich vor allem in Zeiten, in denen ich nicht schaffe genügend Schlaf zu bekommen, Satzkonstrukte, in denen ich einfach nur beschreibe wie mühselig eigentlich Schlafmangel ist und wie sehr ich gerade schlafen möchte.

Meiner Meinung nach ist das tägliche Schreiben ein essentielles Mittel geworden für mich, um meine Gedanken zu formulieren und eine klaren Kopf über Empfindungen, Rückschläge, Emotionen, Probleme, Erfolge, Ideen und weiteres zu halten.

Es ist ein Tool, um die Kontrolle über sich selbst aufzubauen, die auf eine lange Sicht zu einer gewissen Glückseligkeit führt.

Aus diesen Einträgen sind große Ideen entstanden und ich habe für mich alleine über viele Dinge philosophiert, dessen Thematiken ich wahrscheinlich wenigen anvertraut hätte.

Ja, schreiben hat mich und bewegt mich immer noch. Niemals hätte ich gedacht, dass das mein Lebenselixier wird, welches mich dazu führen wird mein Leben zu mindestens Teilweise in den Griff zu bekommen.

Mich hat diese morgendliche halbe Stunde dazu geführt, dass ich mich von schlechten Gewohnheiten weiter distanziert habe und sicherer mit meinem Auftreten und meiner persönlichen Wahrnehmung und meinen Werten geworden bin.

Immerhin sehe ich dadurch was ich denke und formuliere diese Gedanken konkret aus.

Ich kann diese Art des Schreiben jedem Empfehlen. Dieses kurze Zeitfenster am morgen kann mehr bewirken als man eigentlich angedacht hat.

Auch wenn du jetzt denkst, dass du ja gar nichts qualitatives schreiben wirst, kann ich dir sagen, dass das relativ egal ist. Denn mit der Zeit entwickeln sich Schriften, welche plötzlich wertvolle Einblicke in dein tiefstes Gedankengut bringen.

Es geht darum zu schreiben und nicht deine Schriften zu bewerten und diese ewig zu verbessern.

Ich schreibe, um zu formulieren und Formulieren ist die Brücke zu meinem Unterbewusstsein.

Hierbei sollte ich noch erwähnen, dass natürlich alles was du schreiben wirst einfach nur du selbst wirst. Anfangs wird da vielleicht nicht wirklich viel sein. Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich mit meinem Schreiben bereits den Grundtonus meines Tages setzen kann, ob ich nun also positiv und freudig durch den Tag gehe oder mit schlechter Laune und Ablehnung.

Also, hat es sich gelohnt diese 45 Stunden an Zeit meiner letzten Monate dafür aufzubringen alles was mir in den Sinn kommt niederzuschreiben?

Ja, definitiv und diese Routine werde ich nicht loslassen wollen, auf gar keinen Fall.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

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