Menschliche Nähe

Handschlag, Handschütteln und Umarmung, dies sind alles Begrüßungsformen, die für uns kompletter Alltag waren. Wir waren es gewöhnt und es war für uns die komplette Normalität.

Ich hoffe, dass mit dem Nehmen dieser sonst so selbstverständlichen und zumeist unwertigen Gesten, diesen wieder wirkliche Wertigkeit zugesprochen wird.

Physische Nähe zu Menschen ist ein Umstand, den wir viel zu oft als selbstverständlich abtun und dessen Abwesenheit deutlich spürbar ist.

Uns fehlen die echten Dialoge, Wärme, ein reales Lächeln, die Körpersprache der anderen Menschen. Das alles haben wir nicht, wenn wir in unsere Webcam starren und versuchen wenigstens ein Bisschen gute Stimmung zu verbreiten in den sonst so eintönigen und kargen Videotelefonaten.

Mehr denn je ist es nötig zu zeigen, dass man andere Menschen gerne hat und sie einem nicht in Vergessenheit geraten sind.

Wir sollten von den Menschen, die wir sonst regulär sehen, nicht erwarten, dass sie einfach wissen, dass wir sie vermissen, schätzen und leiden können.

Ich denke, dass nachdem es wieder möglich ist sich mit anderen Menschen frei zu umgeben und nicht mehr von einer Infektionsgefahr auszugehen ist, die Menschen, zu mindestens in der ersten Zeit, jegliche physische Kontakte ganz anders wahrnehmen und wahrscheinlich mehr schätzen werden.

Immerhin sind wir soziale Wesen, die diese Berührungen scheinbar benötigen, um eine Verbundenheit und echten Zusammenhalt zu signalisieren.

Eine Umarmung wird nach dieser Zeit eine viel stärkere Wirkung haben, als sie es vorher hatte. Wir werden diese Wärme annehmen und uns fragen, wieso wir diese Geste vorher nicht so wertgeschätzt haben.

Eine Händedruck verdeutlich viel mehr als vorher, dass eine Akzeptanz zwischen den beiden Entitäten besteht und ein Handschlag zeugt mehr denn je eine freundschaftliche Geste des Friedens.

Man weiß erst was man hatte, wenn man es nicht mehr hat.

Genauso ist dies mit menschlicher Nähe und Zuneigung.

Diese Zeit wird kommen, es werden plötzlich wieder neue Eindrücke gemacht. Das Rückkehren zu der sogenannten "Normalität" ist abermals ein Neuanfang für uns alle und nicht das einfache Zurückschalten auf einen ohne nicht definierten Modus, den wir retroperspektiv als normal bezeichnen. Vieles wird für uns neu und ungewohnt sein, genauso wie am Anfang der Krise.

Aber wer kann schon sagen, wann dieser Übergang stattfindet.

Maximilian Jendrall

Maximilian Jendrall

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